Exkursion nach Nürtingen

Kennt die KI unsere Geheimnisse? Nach Nürtingen zum Finale des „Racconto d'Autrice 2025“

Am 26.06 ging es für einige Schülerinnen, Frau Arbia und Frau Spilok nach Nürtingen zum Finale und der Preisverleihung des „Racconto d'Autrice 2025“, welches aus zwei Wettbewerben, einem Vorlese- und einem Schreibwettbewerb, besteht. Im Finale des Schreibwettbewerbs waren vier Schülerinnen der J1, und zwar Alina Trommer, Marlene Sonntag, Matilda Grazzini und Claudia-Maria Ippolito. Alina hat den zweiten Platz erreicht! Ich, Dana aus der 8c, war im Finale des Vorlesewettbewerbes.

In Nürtingen durften wir in Gruppen die Stadt erkunden, bevor es zur Preisverleihung ins  Max-Planck-Gymnasium ging. Es waren Gäste aus verschiedenen Schulen anwesend, sowie des italienischen Kulturinstituts Stuttgart. Die italienische Autorin Raffaella Romagnolo, die den Text für den Vorlesewettbewerb und den Text zum Fortsetzen für den Schreibwettbewerb geschrieben hat, war für die Preisverleihung aus Italien angereist. Zunächst durften die anderen vier Finalisten und ich einen Teil des Textes vorlesen. Danach zog sich die Jury zurück und es gab eine sehr schöne musikalische Einlage. Als die Jury zurückkam, waren alle sehr aufgeregt und gespannt auf das Ergebnis. Ich konnte es kaum glauben, als verkündet wurde, dass ich den ersten Platz erreicht und mich gegen insgesamt 60 Teilnehmer und Teilnehmerinnen durchgesetzt habe. Später ging es mit der Preisverleihung des Schreibwettbewerbs weiter und die Geschichte der Gewinnerin  wurde vorgelesen. Nach der Veranstaltung wurde uns ein Buffet mit italienischen Snacks bereitgestellt.

Insgesamt war es ein sehr aufregender und abwechslungsreicher Tag mit einem schönen Ende. Vielen Dank an Frau Arbia für Frau Spilok für die tatkräftige Unterstützung!

Autorin: Dana Zipperlen, 8c

Il 26 giugno noi, della classe d’italiano J1, siamo andate al Max-Planck-Gymnasium di Nürtingen per la cerimonia di premiazione del racconto d'autore/d’autrice. È stata una giornata meravigliosa. A mezzogiorno abbiamo potuto esplorare la città. Questo è stato molto divertente. Nel pomeriggio siamo andati alla cerimonia di premiazione. È stata organizzata molto bene! Il primo evento è stato il concorso di lettura. Tutti gli studenti hanno letto benissimo! -Davvero ammirevole! Poi sono stati onorati i finalisti del concorso di scrittura (tra cui c’ero anch’io). Abbiamo ricevuto un libro e un certificato, e i primi tre hanno ricevuto anche un po' di soldi e un commento personale dell’autrice Raffaella romagnolo sulla propria storia. Nel mezzo un ragazzo ha suonato il pianoforte e un altro ragazzo ha cantato - davvero bellissimo! L'ospite d'onore è stata naturalmente l'autrice stessa, Raffaella Romagnolo, che abbiamo avuto il piacere di incontrare di persona quel giorno. Durante l'evento abbiamo conosciuto molte altre persone coinvolte nell'organizzazione del concorso. Erano tutti molto simpatici! In generale, c'era un'atmosfera incredibilmente piacevole e festosa. Il buffet finale ha completato l'intera giornata in modo eccellente. È stata una giornata davvero fantastica, che ci ricorderemo a lungo. 

Autorin: Alina Trommer, LK J1

(deutsche Übersetzung: Am 26. Juni sind wir, die J1, zum Max-Planck-Gymnasium nach Nürtingen für die Preisverleihung des Racconto d‘autore gefahren. Es war ein wunderbarer Tag. Mittags konnten wir die Stadt erkunden. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Am Nachmittag sind wir zur Preisverleihung gegangen. Sie war sehr gut organisiert! Die erste Veranstaltung war der Vorlesewettbewerb. Alle Schüler:innen haben hervorragend gelesen – wirklich bewundernswert! Danach wurden die Finalist:innen des Schreibwettbewerbs geehrt (darunter auch ich). Wir haben ein Buch und eine Urkunde bekommen, und die ersten drei haben außerdem etwas Geld und einen persönlichen Kommentar der Autorin Raffaella Romagnolo zu ihrer Geschichte erhalten. Zwischendurch hat ein Junge Klavier gespielt und ein anderer Junge hat gesungen – wirklich wunderschön! Der Ehrengast war natürlich die Autorin selbst, Raffaella Romagnolo, die wir an diesem Tag persönlich kennenlernen durften. Während der Veranstaltung haben wir viele andere Menschen kennengelernt, die an der Organisation des Wettbewerbs beteiligt waren. Sie waren alle sehr nett! Insgesamt herrschte eine unglaublich angenehme und festliche Atmosphäre. Das abschließende Buffet hat den gesamten Tag perfekt abgerundet. Es war wirklich ein fantastischer Tag, an den wir uns noch lange erinnern werden.)

Das ist der Anfang der Erzählung der italienischen Schriftstellerin Raffaella Romagnolo, der von Schüler:innen fortgesetzt werden musste (in deutscher Übersetzung): 

Ich habe keine Lust, okay? Gar keine Lust. Und außerdem hasse ich es, mich in die Enge getrieben zu fühlen, da bekomme ich richtig Wut in mir drin, mein Magen zieht sich zusammen oder ich stopfe mich mit Schokokeksen voll, so wie jetzt gerade. Denn das hier ist eine echt fiese Falle: Wenn ich morgen die Aufgabe nicht abgebe, wird die Lehrerin meine Mutter benachrichtigen und meine Mutter wird ein Drama draus machen und ich habe davon genug. Seit Papa nicht mehr da ist, ist hier sowieso alles ein Drama. Wenn das Auto kaputtgeht, wenn mein kleiner Bruder ein Schimpfwort sagt, wenn ich eine schlechte Note schreibe: immer gleich eine Tragödie.

Ich stecke mir noch einen Keks in den Mund, wische mir die Finger an meinem Hoodie ab und nein, heute habe ich nicht vor, das Handy wegzulegen, vom Sofa aufzustehen und eine Geschichte mit zweitausendfünfhundert Wörtern zu schreiben. „Mindestens zweitausendfünfhundert“, das hat sie heute Morgen vom Lehrerpult aus extra betont. Sie hat nur mit mir gesprochen, die anderen haben längst abgegeben. Aber zweitausendfünfhundert Wörter spreche ich ja nicht mal in einem Monat, geschweige denn, dass ich sie schreiben könnte.

Ich esse noch einen Keks. Mir ist ein bisschen schlecht und ich nehme einen Schluck Cola. Ich scrolle durch ein paar Videos. Da ist eine Katze, die als Superman verkleidet ist, eine Torte mit bunten Regenbogenschichten, ein kleines Mädchen, das springt (der Filter „frogshine“ verwandelt sie in einen glitzernden Frosch). Ich bleibe bei einem Typen hängen, der mit einem kleinen Fahrrad von einer Klippe springt. Zweitausendfünfhundert Wörter und kein Thema vorgegeben, keine Spur, an der man sich entlanghangeln könnte, nichts. Geschichte mit freiem Thema. Für mich ist das, als würde ich oben auf der Klippe stehen und in den Nebel springen.

Also öffne ich die KI-App und tippe: „Geschichte mit 2500 Wörtern“, dann hebe ich den Blick vom Bildschirm. An der Wand hängt das Foto von einem Park. Wir waren alle vier zusammen dort und ich erinnere mich, dass ich einen Pfau gesehen habe. Ich tippe „Pfau“. Scheint mir ein ziemlich originelles Wort zu sein, keiner meiner Mitschüler wird eine Geschichte mit einem Pfau geschrieben haben, aber ich spüre, dass noch etwas fehlt. Ich schaue aus dem Fenster. Im dritten Stock des Hauses gegenüber wohnt eine alte Frau mit einem schwarzen Hund. Ich habe keine Lust, sie in meine Geschichte einzubauen, keine Ahnung warum. Stattdessen tippe ich „Papa“, „Sommer“, „Lago Maggiore“ und drücke auf Senden.

Keine Sekunde später rollt der Text vor meinen Augen herunter. Ich lese ihn schnell durch: Wir sind wir vier, da ist der Pfau und auch die alte Frau mit dem Hund. Ich richte mich ruckartig auf, ein Schauer läuft mir den Rücken hinauf bis in die Haarwurzeln. Das kann nicht sein, denke ich. …… ((wird fortgesetzt))

Und mit dieser Fortsetzung hat Alina Trommer den zweiten Preis gewonnen: 

Zwischen den Schatten des Verlusts

Wie kann künstliche Intelligenz all das wissen? Dinge, die ich nie in einem einzigen Satz beschrieben habe, in keinem Chat, in keiner App, sondern nur in meinen tiefsten Gedanken. Ich scrolle zurück. Ich lese langsamer. Ich suche nach einem Fehler, einem Hinweis darauf, dass es nur ein Zufall ist. Aber egal, wie oft ich jedes einzelne Wort überprüfe, ich finde nichts. Kein Fehler. Kein Zufall. Der Text ist perfekt.

Plötzlich fühle ich mich gelähmt. Wenn eine Maschine so gut für mich schreiben kann, sogar meine intimsten Gedanken und Erinnerungen, warum bin ich dann überhaupt da? Ich starre ins Leere. Alles fühlt sich falsch an. Die Geschichte ist strukturiert und voller Adjektive und Stilmittel. Vielleicht ähnelt die Geschichte mir, aber sie fühlt sich fremd an. Ich lösche den Text. Ich sehe zu, wie alle Buchstaben einer nach dem anderen verschwinden, bis nur noch das leere Dokument bleibt. Ich starre auf den weißen Bildschirm. Meine Gedanken sind laut. Ich möchte schreien, aber es kommt kein Ton.

Also fange ich an zu schreiben...Ich schreibe, dass ich wütend bin. Dass ich keine Lust mehr habe.

Dass alles ein Drama ist, seit Papa nicht mehr da ist.

Ich schreibe, wie sehr ich die Stille hasse, die seitdem in unserem Haus herrscht, weil er morgens nicht mehr mit seiner Kaffeetasse am Tisch sitzt und mich anlächelt.

Er liebte Kaffee.

Wie sehr ich es hasse, dass sein lautes „Hallo, ich bin zu Hause!“ nicht mehr durch das Haus hallt, wenn er von der Arbeit kommt.

Dass seine Zahnbürste immer noch in unserem Bad steht und seine rote Lieblingstasse im Regal verstaubt.

Wie sehr ich es hasse, dass meine Mutter jeden Tag so tut, als wäre alles irgendwie zu schaffen, und ihre Stimme, wenn sie sagt „Wir müssen stark sein“, klingt ein bisschen ironisch. Es fühlt sich an wie ein viel zu kleines Pflaster.

Ich schreibe, dass er früher immer gelacht hat. Und wie sehr mir dieses Lachen fehlt. Ich höre seine Stimme nur noch, wenn ich oder mein kleiner Bruder etwas falsch machen.

Ich schreibe von meinem kleinen Bruder, der abends fragt, wann Papa wiederkommt, obwohl er weiß, dass er nicht wiederkommt. Ich schreibe, dass ich versuche, ihn zu trösten, aber nicht weiß, wie. Dass ich für ihn stark sein möchte, aber nicht einmal für mich selbst stark sein kann.

Ich schreibe, dass ich müde bin. Müde von dem Gefühl, so zu tun, als wäre jeder Tag ein normaler Tag.

Ich schreibe von der alten Frau mit dem schwarzen Hund. Davon, wie sie immer vor unserem Haus vorbeigeht und lächelt und ihr Hund um sie herumspringt. Wie oft ich sie gesehen habe… Jedes Mal hat sie gelacht. Und genau deswegen wollte ich sie nicht in meiner Geschichte haben. Weil ich nicht glücklich war… Sie war so eine warmherzige alte Frau, und wenn ich an sie denke, wird mir klar, wie traurig für mich gerade alles ist…

Ich schreibe, dass ich Angst habe, meinen Papa zu vergessen. Ich beschreibe, wie ich einmal eine Nachricht auf meiner Mailbox gelöscht habe und dann stundenlang geweint habe, weil es seine Stimme war.

Ich schreibe, dass ich mich daran erinnere, wie ich und mein kleiner Bruder mit Papa im Garten saßen. Wir haben stundenlang in den Himmel geschaut und Äpfel gegessen. Einmal ist ein Rotkehlchen neben uns auf einen Baum geflogen. Mein Vater sagte, Rotkehlchen seien kleine Zeichen dafür, dass jemand an dich denkt.

Ich schreibe… Ohne Struktur, ohne Perfektion.

Vielleicht kann ich keine außergewöhnliche Geschichte über einen Pfau schreiben, aber ich kann meine unperfekte Geschichte erzählen.

Ich weiß nicht einmal, wie ich das in 2500 Wörtern ausdrücken soll, und plötzlich erscheint mir diese Zahl so klein.

Als ich fertig bin, lese ich es nicht noch einmal durch. Ich habe noch Tränen in den Augen, aber ich fühle mich besser. So gut habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.

Und in diesem Moment wird mir klar: Mein Text ist nicht strukturiert und fehlerfrei. Aber er ist echt. Und das ist genug.

Ich stehe auf und verlasse mein Zimmer mit all dem Chaos, der Kekstüte und der leeren Cola-Flasche auf dem Boden.

Meine Mutter ist in der Küche und bereitet das Abendessen für mich und meinen Bruder vor. Ich bleibe einen Moment stillstehen. Als sie mich bemerkt, sagt sie: „Komm her!“ und breitet die Arme aus. Sie umarmt mich und gibt mir einen Kuss. „Weißt du, es tut mir leid.“ Sie macht eine Pause. „Dein Vater wäre so stolz auf dich. Und ich bin es auch!“ Ich schaue sie an und sie lächelt. Und zum ersten Mal seit langer Zeit fühle ich mich wieder wie früher. Ich schaue aus dem Fenster. Ein Rotkehlchen versteckt sich hinter ein paar Blättern.

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