Geschichte und Sicherheitspolitik aus erster Hand
Am Mittwoch den 8. Oktober, hatten wir, das Leistungsfach Geschichte von Frau Ressler, Besuch des ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr, Herrn Schneiderhan, der damit bis 2009 der ranghöchste General der Bundeswehr war. Heute arbeitet er unter anderem sehr engagiert als Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und ist Vorsitzender der Stauffenberg-Gesellschaft.
Doch wie kam es überhaupt zu diesem Besuch?
Ich habe Herrn Schneiderhan vergangenen Herbst bei einer Gedenkveranstaltung in seiner Funktion als Vorsitzender der Stauffenberg-Gesellschaft kennengelernt. Seine offene und nahbare Art blieb mir in Erinnerung. Thema war der Widerstand gegen die NS-Diktatur. Nach der Veranstaltung sprach ich ihn an und fragte ihn, ob er das FSG besuchen möchte. Fast ein Jahr später ergab sich dann endlich die Gelegenheit für den in der Nähe von Frankfurt lebenden General außer Dienst (a. D.).
Doch worum ging es eigentlich bei diesem Besuch?
Demokratie und Widerstand
Herr Schneiderhan hätte ohne große Mühen die Dauer der Doppelstunde damit verbringen können, spannende Geschichten aus seinen über 40 Jahren in der Bundeswehr und der Politik zu erzählen, doch Ziel war es, ins Gespräch zu kommen.
Im Geschichtsunterricht der Oberstufe befasst man sich tiefgründig mit der Rolle der Demokratie, ihr entgegenstehende Systeme und dem jeweiligen Einfluss auf den Lauf der Geschichte. Dabei fielen uns immer wieder Parallelen zur Gegenwart auf. So scheint die Demokratie in vielen „westlichen“ Nationen heute, wie schon vor rund hundert Jahren, „unter Beschuss“ oder zumindest unter Druck zu sein. Antidemokratische bis hin zu autokratische Strömungen versuchen, ihr System zu etablieren und die Öffentlichkeit wird oft mit Fehlinformationen geflutet, während Demokraten die Errungenschaften des letzten Jahrhunderts mühsam schützen wollen. Vor diesem Hintergrund sammelten sich während unseres Unterrichts viele Fragen an, die wir nun dem Experten stellen konnten.
Herrn Schneiderhan erklärte, dass die Geschichten keine Lehren erteilt, sondern wir selbst die Lehren aus der Geschichte ziehen müssen. Es gibt also keine „Wunderformel“, aber viele Ansatzpunkte. Einer dieser Ansatzpunkte ist die Sensibilität, Gefahren für die Demokratie ernst zu nehmen und (rechtzeitig) zu handeln. So zitterte er zum Beispiel Erich Kästner:
“Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. (…) Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf.“
Doch wie können wir das?
„Wir begreifen den Staat fast nur als System, das uns Rechte ermöglicht“, erklärte Schneiderhan, „dabei bedeutet Bürger sein auch Pflichten. Wir sollten stolz auf unsere Demokratie sein und den Patriotismus nicht den Rechten für ihre Ideologie überlassen. Gleichzeitig sollten wir uns mit der Geschichte befassen und nicht verlernen zu gedenken.“
Für ihn spielen auch die außen- und sicherheitspolitischen Aspekte eine wichtige Rolle. Die Verteidigung unserer demokratischen Werte hänge auch mit der Rolle Deutschlands und der EU zusammen. Wer autokratische Systeme, wie z.B. Putins Russland, abschrecke wolle, müsse verteidigungsfähig sein.
Trotz der ernsten Thematik wurde es uns nie langweilig oder zu abstrakt. Mit lustigen Insides brachte Herr Schneiderhan uns zum Lachen und so blieb die Stimmung angenehm und herzlich und wir gewannen interessante Einblicke und konnten viele Themen verknüpfen.
Unsere Lehren
In unserer heutigen Welt gibt es Vieles, das Sorgen bereitet und das Potential hat, unser demokratisches System ins Wanken zu bringen. Doch können und sollten wir zur Lösung der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Probleme aus den Erfahrungen der Geschichte lernen und die richtigen Schlüsse ziehen bzw. Entscheidungen treffen. Ich denke, das macht Geschichte für uns als Leistungsfach so interessant. Abschließen möchte ich diesen Artikel mit einem Zitat von Pfarrer Niemöller, das uns Herrn Schneiderhan vorgelesen hat:
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
Wir bedanken uns nochmals ganz herzlich bei Herrn Schneiderhan für seinen Besuch in Fellbach!
Fabian Scholz, J2; Geschichte LF Rs
Kunstwerk des Monats
Kunstwerk des Monats Oktober/ November: "Winterlandschaft" (Acrylmalerei) von Nina Kuhn (J2, 2-stündig)










